HALLESCHE ERKLÄRUNG DER VIELEN

  • Beitrag veröffentlicht:1. Februar 2019

Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt.

Als Kulturschaffende in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus eines der größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. Kunst wurde als „entartet“ diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Kunstschaffende. Heute begreifen wir die Kunst und ihre Einrichtungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs, die urbanen und ländlichen Orte der Kultur als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. In einer Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n! Der Boden, auf dem wir gemeinsam stehen, ist das Grundgesetz. Rechter Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechtspopulistische Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne und ins Programm eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur. Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kulturschaffenden, mit Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden. In unserem Bundesland Sachsen-Anhalt arbeiten zahlreiche rechtsradikale und rechtsextreme Kräfte Hand in Hand und versuchen mit Macht, gegen eine demokratische, weltoffene Gesellschaft anzukämpfen. Dem stellen wir uns entschieden entgegen. Wir als Unterzeichnende der halleschen Theater, Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung:

  • Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen und kritischen Dialog über rechte Strategien, die demokratische Grundwerte untergraben. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die Unterzeichner den Auftrag haben, unsere demokratische Gesellschaft als eine freie, offene und plurale Gemeinschaft fortzuentwickeln.
  • Alle Unterzeichnenden fördern im Sinne der Demokratie Debatten, bieten aber keine
  • Foren für Propaganda jeder Art. Wir wehren die Versuche der Rechtspopulisten ab,
  • Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Wir setzen uns für eine vielfältige und freie Kultur- und Kunstszene in Halle ein.
  • Wir solidarisieren uns mit Menschen, die durch eine rechtspopulistische Politik an den
  • Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Es geht um uns Alle. Daher: Kultur für Demokratie. Die Kunst bleibt frei!

Selbstverpflichtung Hallesche Erklärung

1. Als Unterzeichner*innen sind ausschließlich Kultureinrichtungen, Kunstinstitutionen, Theater, Museen und ihre Interessensvertretungen oder Verbände angefragt.

2. Mit der Unterzeichnung erklären sich die Leitungspersonen oder das Leitungsteam bereit, den Text der Erklärung innerhalb der eigenen Organisation unter Mitarbeiter*innen, Ensemblemitgliedern, Kurator*innen, Publikum und Besucher*innen bekannt zu machen und zur Diskussion zu stellen.

3. Die Erklärung wird auf der Internetseite, im Programmheft, als Aushang im Foyer u.v.m. veröffentlicht.

4. Die unterzeichnenden Kultureinrichtungen werden auf der Homepage www.dievielen.de sichtbar gemacht. Eine Verlinkung ist gewünscht.

5. Die golden–glitzernde Rettungsdecke, das Symbol der Vielen, soll je nach Corporate Design der Einrichtung Anwendung im Zusammenhang mit der Erklärung finden – ob als Fahne, Layout-Hintergrund, als Icon oder golden-glänzend hinterlegte Schrift (Tool-Kit wird bereitgestellt).

6. Die Unterzeichnenden bereiten Informationsveranstaltungen, Gespräche und Aktivitäten im Sinne der vier Handlungsbereiche der Erklärung vor, die Termine werden gemeinsam über www.dievielen.de kommuniziert.

7. Im Rahmen der eigenen Pressearbeit unterstützen wir die Kampagne, die am 09. November in verschieden Städten Deutschlands begonnen wurde. Aktionen und erste Informationsveranstaltungen, Lesungen u.v.m. werden selbstständig realisiert und gemeinsam koordiniert.

8. Die Kampagne zur Erklärung der Vielen hat einen regionalen Charakter und wird über regionale Zusammenschlüsse von Kultureinrichtungen als „Berliner, Düsseldorfer, Dresdner, Hamburger, Hallescher u.v.m. Erklärung der Vielen“ bundesweit verbreitet.

9. Neben den erstunterzeichnenden Kultureinrichtungen können ab dem Tag der Erstveröffentlichung in einer Region auch weitere Kultureinrichtungen, Einzelpersonen und Künstler*innengruppen ihre Zustimmung als Unterstützende erklären.

10. Die unterzeichnenden Einrichtungen beteiligen sich aktiv an einer bundesweiten Kampagne mit Aktionstagen, Dialogforen und der Mobilisierung zu einer „Glänzenden Demonstration der Kunst und Kultur – Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!“ in Berlin im Mai 2019.

11. Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu gegenseitiger Solidarität mit Kultureinrichtungen und Akteur*innen der Künste, die durch Hetze und Schmähungen unter Druck gesetzt werden.

WIR SIND VIELE – JEDE*R EINZELNE VON UNS!

Titel Vorname Name Institution Funktion

Matthias Brenner Schauspiel Halle (TOOH) Intendant

Florian Lutz Oper Halle (TOOH) Intendant

Christoph Werner Puppentheater Halle (TOOH) Intendant

Stefan Rosinski Theater, Oper und Orchester GmbH Halle Geschäftsführer

Katja Podzimski Theater, Oper und Orchester GmbH Halle Betriebsdirektorin Schauspiel

Prof. Dieter Hofmann Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Rektor

Prof. Andrea Zaumseil Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Dekanin Fachbereich Kunst

Silke Janßen Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Pressesprecherin

Silvio Beck Akademie der Künste Sachsen-Anhalt e. V. Mitglied des Vorstandes

Nancy Jahns Akademie der Künste Sachsen-Anhalt e. V. Mitglied des Vorstandes

Peter Zorn Werkleitz Gesellschaft e. V. 1. Vorsitzender

Marcel Schwierin Werkleitz Gesellschaft e. V. 2. Vorsitzender

Marcie Kathleen Jost Werkleitz Gesellschaft e. V. Kassenwartin

Manon Bursian Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt Stiftungsdirektorin

Kristin Heckl Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt Mitarbeiterin

Kathrin Westphal Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt Mitarbeiterin

Andreas Nowak MMZ Mitteldeutsches Multimediazentrum Halle(Saale) GmbH Geschäftsführer

Philipp Kienast Freiraumgalerie – Kollektiv für Raumentwicklung Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit

Ina Treihse Freiraumgalerie – Kollektiv für Raumentwicklung Mitglied

Danilo Halle Freiraumgalerie – Kollektiv für Raumentwicklung Mitglied

Stella Gebauer Corax e.V. – Initiative für Freies Radio Vorstand

Philine Lewek Corax e.V. – Initiative für Freies Radio Vorstand

Alexander Suckel Literaturhaus Halle im Kunstforum der Saalesparkasse Leiter

Norbert Bischoff Künstlerhaus 188 e. V. Vorsitzender

Dr. Petra Bratzke Künstlerhaus 188 e. V. stellv. Vorsitzende

Rita Lass Künstlerhaus 188 e. V. Mitglied des Vorstandes

Nicole Tröger WUK Theaterquartier – Werkstätten und Kultur Halle (Saale) e.V. Vorstandsvorsitzende

Tom Wolter WUK Theaterquartier – Werkstätten und Kultur Halle (Saale) e.V. Vorstand und künstlerischer Leiter

Elsa Weise WUK Theaterquartier – Werkstätten und Kultur Halle (Saale) e.V. Vorstand

Martin Kreusch Agentur Mandroschke/ Kulturreederei e. V. Vorstand

Katrin Wolf Aktionstheater Halle e. V. – Kulturwerkstatt Grüne Villa Theaterpädagogin & Hausmeisterin

Jenny Mrochen Aktionstheater Halle e. V. – Kulturwerkstatt Grüne Villa Vorstand

Antje Jacobi Buchhandlung Jacobi & Müller e.K Geschäftsführerin

Raimund Müller Buchhandlung Jacobi & Müller e.K Geschäftsführer

Ulf Herden Cultour-Büro Halle Inhaber

Kathrin Müller-Beck Cultus@Cultura e. V. Künstlerische Geschäftsführerin

Jutta Jahn Dornrosa e. V. Vorstand

Friederike Nottrodt Dornrosa e. V. Vorstand

Elke Prinz Dornrosa e. V. Vorstand

Stephan Schirrmeister Goldene Rose gGmbH Vorstand

Ulf Herden Händel Halle Betriebsgesellschaft mbH Geschäftsführer

Stephan Schirrmeister HausHalten Halle e. V. Vorstand

Micha Kost Kabarett- und Kleinkunstverein »Die Kiebitzensteiner« e.V. Vorstand

Florian Marquardt KLANGFEE mediasound Inhaber

Annegret Frauenlob Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck – hr.fleischer e.V. Vereinsvorsitzende

Matthias Behne Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck – hr.fleischer e.V. stellv. Vorsitzender

Rita Lass Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck – hr.fleischer e.V. Schriftführerin

Wolfgang Burkart Luchs Kino Inhaber

Torsten Raab Puschkino Inhaber

Katja Labedzky 38Punkt – Buch-Druck-Atelier Inhaberin

Stephan Schirrmeister Schwemme e. V. Vorstandsvorsitzender

Andrea Martin Theater Apron e. V. Vorstand

Erhard Preuk Vereinigung Hallescher Künstler e. V. Vorsitzender

Ulf Herden WOMEN IN JAZZ gGmbH Geschäftsführer

Dr. Hans-Georg Sehrt Hallescher Kunstverein e. V. 1. Vorsitzender

Christine Matzke Künstlerhaus Goldener Pflug Dipl. Bildende Künstlerin/

Dipl. Kunsttherapeutin

Dorothée Leipoldt Künstlerhaus Goldener Pflug Freie Lektorin und Übersetzerin

Sabine Kunz Künstlerhaus Goldener Pflug Atelier für Malerei

Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke Franckesche Stiftungen Direktor

Christina Siegfried Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und

Thüringen e.V., Geschäftsführerin

Jonas Schütte Volksbühne am Kaulenberg Künstlerischer Leiter

Stand der Unterzeichnenden: 01.02.2019